bericht.ikb.at » IKB-Geschäfts- und Nachhaltigkeitsbericht 2023 » Topthemen » Ressourcen und Kreislaufwirtschaft » „Reparieren muss mehr in den Vordergrund rücken“
„Reparieren muss mehr in den Vordergrund rücken“
„Wir müssen unser Wirtschaftssystem hinterfragen und in Richtung Kreislaufwirtschaft umdenken“, meint IKB-Nachhaltigkeitsbeirätin Anke Bockreis.
Die IKB hat das Re-Use-Netzwerk Noamol mitgegründet. Statt Produkte zu kaufen und dann wegzuwerfen, sollen die Materialien weiterverwendet werden, also im wirtschaftlichen Kreislauf verbleiben. Warum ist diese Kreislaufwirtschaft so wichtig?
Univ.-Prof.in Dr.in Ing.in Anke Bockreis: Wir sollten viel mehr über Kreislaufwirtschaft diskutieren, denn sie stellt einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz dar. Sowohl bei der Produktion als auch beim Transport von Gütern wird fossile Energie benötigt, dadurch entstehen viele CO2-Emissionen. Außerdem nähern wir uns bei manchen endlichen Ressourcen den Grenzen ihrer Verfügbarkeit. Zum Beispiel bei Phosphor, das wir bald nicht mehr zur Verfügung haben werden, obwohl es – als Dünger – wesentlich für die Landwirtschaft ist. Auch die Menge an Wasser, die für die Herstellung eines T-Shirts gebraucht wird, ist enorm. Die Kreislaufwirtschaft hängt direkt mit dem Klimaschutz zusammen, aber auch aufgrund der Ressourcenfrage allein sollte sie ein viel mehr diskutiertes Thema sein.
Univ.-Prof.in Dr.in Ing.in Anke Bockreis
Wie kann die oder der Einzelne zur Kreislaufwirtschaft beitragen?
Bockreis: Wir können Produkte kaufen, die wir länger nutzen, und sie gegebenenfalls reparieren. Reparieren muss überhaupt mehr in den Vordergrund rücken. Der Fast-Fashion-Trend ist jedoch das genaue Gegenteil davon. Mittlerweile landen jeden Tag 100 Flugzeuge, die ausschließlich mit Produkten des chinesischen Modehändlers Shein beladen sind, in Europa. Die Hälfte dieser Billigware wandert innerhalb eines Jahres in den Müll. Und die Qualität der Produkte ist so schlecht, dass man sie oft nicht vernünftig recyceln kann.
Wie sollten wir mit Abfall umgehen?
Bockreis: Der beste Abfall ist jener, der gar nicht erst entsteht. Wir haben in Tirol, etwa mit dem Recyclingzentrum Ahrental, eine gute Infrastruktur, um den Müll für eine weitere Behandlung zu sortieren. Auch hier ist wichtig, dass jeder und jede Einzelne mitmacht. In einem Handy zum Beispiel steckt Gold im Wert von 50 Cent. Das hat für den Einzelnen keine Bedeutung, aber in einer Tonne alter Handys sind das bereits 250 Gramm Gold. Zum Vergleich: In einer Tonne Eisenerz stecken rund 5 Gramm Gold. Wir müssen also an diese Rohstoffe im Abfall herankommen, das ist viel effektiver, als eine Goldmine auszubeuten. Daher: Bitte alte Handys beim Recyclinghof abgeben.
Passt die Kreislaufwirtschaft zu unserem bestehenden Wirtschaftssystem?
Bockreis: Nein, wir müssen unser Wirtschaftssystem hinterfragen und in vielen Bereichen umdenken. Derzeit ist es nicht unbedingt die Intention der Firmen, dass man ihre Produkte so lange wie möglich nutzen kann. Wir müssen also überlegen, wie wir die Unternehmen nachhaltiger aufstellen. Von der EU gibt es bereits Ansätze dazu, etwa mit der Vorgabe, dass Produkte reparierbar sein müssen. Initiativen wie der Reparaturbonus schaffen noch mehr Bewusstsein für das Thema. Warum gibt es zum Beispiel nicht auch einen solchen Bonus, um Kleidung zu reparieren?
Klar und verständlich
Kreislaufwirtschaft bedeutet, dass Produkte nicht weggeworfen, sondern ihre Materialien weiterverwendet werden. Das reduziert CO2-Emissionen und ist daher gut für das Klima. Außerdem verringert es den Verbrauch von Ressourcen, die nur begrenzt zur Verfügung stehen. Die IKB hat unter anderem das Re-Use-Netzwerk Noamol mitgegründet.
Noamol-Festival bot Tipps für nachhaltigen Lebensstil