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„Gut durch die schwierige Zeit gekommen“

Der Vorstand der IKB erklärt, warum die Trockenheit im Sommer 2022 so problematisch war und welche Fortschritte in Sachen Klimaneutralität gelungen sind.

In der Energiebranche ging es 2022 besonders turbulent zu. Wie blicken Sie auf das vergangene Geschäftsjahr zurück?

DI Helmuth Müller: Die Entwicklungen waren tatsächlich extrem. Krieg in Europa, eine Inflationsrate im zweistelligen Bereich, eine Vervielfachung der Energiegroßhandelspreise: Das hätte sich niemand ausmalen können.

DI Thomas Gasser, MBA: Das Wichtigste ist, dass trotz dieser Umstände die Energieversorger ihrem Auftrag nachkommen konnten. Es erfüllt uns ein klein wenig mit Stolz, dass die sichere Versorgung mit Energie zu jedem Zeitpunkt gewährleistet war. Noch dazu lieferte die IKB das Jahr 2022 hindurch ihren Strom zu moderaten Preisen, die österreichweit ihresgleichen suchten.

Dr. Thomas Pühringer: Sehr gefreut hat uns gerade in dieser Zeit der Zusammenhalt in der IKB. Wir haben miteinander und füreinander gearbeitet. Allen Beschäftigten war bewusst, dass sie für eine kritische Infrastruktur verantwortlich sind, die für ein gutes Leben vieler Menschen grundlegend ist.

Müller: Besonders bedanken möchte ich mich bei den Beschäftigten im Kundencenter, die im telefonischen und schriftlichen Kontakt mit Kundinnen und Kunden teilweise schwierigen Situationen ausgesetzt waren. Das war nicht einfach.

IKB-Vorstand
Der IKB-Vorstand: Dr. Thomas Pühringer, Vorsitzender DI Helmuth Müller und DI Thomas Gasser, MBA (von links nach rechts)

 

Wie beurteilen Sie das wirtschaftliche Ergebnis der IKB?

Müller: Die IKB verzeichnete 2022 mit minus 21 Prozent einen erheblichen Rückgang beim Ergebnis nach Steuern. Ohne positive Einmaleffekte wäre der Rückgang sogar bei 42 Prozent gelegen. Von etwaigen „Zufallsgewinnen“, die uns manche zuschreiben, haben wir nichts gesehen. Wir wollen aber nicht jammern, schließlich sind wir bis jetzt grosso modo gut durch diese schwierige Zeit gekommen.

Worauf ist der Rückgang beim Ergebnis zurückzuführen?

Müller: Auf der einen Seite gab es im Sommer wenig Niederschlag, daher erzeugten unsere Wasserkraftwerke rund 13 Prozent weniger Strom als erwartet. Die fehlende Menge mussten wir auf der anderen Seite im Großhandel zukaufen. Dort kostete der Strom im Sommer zeitweise mehr als zehnmal so viel wie früher, also weit mehr, als wir unseren Kundinnen und Kunden verrechnen. Das hat uns Mehrkosten von 18 Millionen Euro verursacht.

Gasser: Das war eine bittere Pille. Wir haben freilich versucht, den Verlust zu minimieren, ein noch größeres Augenmerk auf die ständige Verfügbarkeit aller Kraftwerke gelegt, die Inspektionsintervalle verkürzt, weniger dringende Reparaturen verschoben.

Warum hat die IKB die gestiegenen Preise nicht an ihre Kundinnen und Kunden weitergegeben?

Müller: Wir haben unseren Haushaltskundinnen und -kunden bis Mai 2023 die günstigsten Strompreise Österreichs versprochen, und das halten wir auch ein. Geholfen hat uns dabei unsere vorausschauende, langfristige Beschaffung. Der IKB sind seit Jahrzehnten faire Preise und langfristige Kundenbeziehungen wichtig. Doch im Juni 2023 müssen wir wegen der rasant gestiegenen Einkaufskosten auch unsere Haushaltspreise anpassen. Andernfalls bestünde die Gefahr, dass das Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage gerät.

Gasser: Unsere moderaten Preise und unsere Verlässlichkeit haben dazu geführt, dass die IKB 2022 über 5.000 Neukundinnen und -kunden begrüßen konnte. So ein Wachstum hat es schon lange nicht mehr gegeben. Viele waren sehr dankbar, dass wir sie genommen haben, nachdem sie von strauchelnden Stromdiskontern gekündigt worden oder plötzlich mit einer Vervielfachung des Strompreises konfrontiert waren.

Helmuth Müller

„Wir haben wesentliche Fortschritte in Richtung Klimaneutralität gemacht: die letzte Ölheizung ersetzt sowie einen Dekarbonisierungspfad und einen Plan für den Fuhrpark entwickelt .“

DI Helmuth Müller

Ist die IKB ihrem Ziel der Klimaneutralität nähergekommen?

Müller: Ja, wir haben wesentliche Fortschritte gemacht. 2022 haben wir unsere letzte Ölheizung abgeschaltet und durch eine Luftwärmepumpe ersetzt. Wir haben zudem für alle Betriebsgebäude einen Dekarbonisierungspfad entwickelt, um fossile Energie durch klimafreundliche Alternativen – wie Wärmepumpen oder Pelletheizungen – zu ersetzen. Auch für den Fuhrpark haben wir einen Plan entwickelt, um die Emissionen bis 2030 auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Bereits heute verfügt beinahe jeder dritte Pkw der IKB über einen emissionsfreien elektrischen Antrieb.

Wo liegen die Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität?

Müller: Eine Herausforderung befindet sich in unserer Kläranlage. Dort produzieren Mikroorganismen das für den Menschen ungefährliche, jedoch klimaschädliche Lachgas. Wir arbeiten – auch gemeinsam mit Universitäten – an einer technischen Lösung, das ist jedoch nicht einfach. Eine weitere Herausforderung ist die Netzverlustenergie. In jedem Netz gibt es Verluste, weshalb Energie zugekauft werden muss. Das übernimmt in Österreich der Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG). Der bisher beschaffte Strommix weist jedoch einen hohen Emissionswert aus. Wir drängen darauf, stattdessen umweltfreundlichen Strom einzukaufen.

Welche Projekte für mehr Nachhaltigkeit kann die IKB 2022 noch vorweisen?

Pühringer: Das größte IKB-Projekt der vergangenen zehn Jahre ist der neue Trinkwasserstollen Mühlau. Auch hier geht es um Nachhaltigkeit, dient der Stollen doch dazu, die Menschen in Innsbruck über die nächsten Jahrzehnte zuverlässig mit dem wichtigsten Lebensmittel überhaupt, nämlich mit Trinkwasser, zu versorgen. Wir sind mit den Bauarbeiten eine Spur langsamer vorangekommen, als erhofft, da das Gestein weicher, als erwartet ist. Das erfordert umfassende Sicherungsmaßnahmen. Aber summa summarum läuft es gut, und wir sind zuversichtlich, die Arbeiten 2024 abzuschließen.

Thomas Pühringer
„Der Trinkwasserstollen Mühlau dient dazu, die Menschen in Innsbruck über die nächsten Jahrzehnte zuverlässig mit Trinkwasser zu versorgen.“
Dr. Thomas Pühringer


Warum ist dieser Trinkwasserstollen notwendig?

Pühringer: Die bestehende Anlage befindet sich knapp unter der Erdoberfläche. Daher kommt es bei Regen zu Trübungen im Trinkwasser, das dann natürlich nicht verwendet werden kann. Die neue Anlage hingegen befindet sich tiefer im Berg. Außerdem schauen wir in die Zukunft: Die Innsbrucker Bevölkerung wird zunehmen und daher auch mehr Wasser benötigen. Und wir haben uns auch verpflichtet, einige Gemeinden im Notfall mit Trinkwasser zu versorgen. Die Sanierung und Erweiterung der Mühlauer Quellanlage kann all das sicherstellen.

Wie wichtig ist die Kooperation mit anderen Gemeinden?

Pühringer: Die Kooperation mit Gemeinden wird immer wichtiger. Die IKB hat beispielsweise ein ganzes Team an kompetenten Expertinnen und Experten für die Wasserver- und -entsorgung. Dieses Team stellt sein Know-how auch kleinen Gemeinden zur Verfügung. Eine Zusammenarbeit bringt allen Seiten Vorteile. Ein schönes Beispiel ist der neue Abwasserkanal, den die IKB im Stubaital errichtet. Die Abwässer von vier Gemeinden werden zu unserer Kläranlage Roßau geleitet. Der Abwasserverband Stubaital spart sich viel Geld, weil er keine eigene Kläranlage errichten muss, und wir können freie Kapazitäten in der Roßau nutzen. Außerdem bauen wir gemeinsam mit dem Land Tirol und dem Tourismusverband Stubai Tirol auch einen neuen Radweg ins Stubaital.

Thomas Gasser
„Wir investieren viel Geld, um den Anteil der Eigenstromerzeugung auszubauen und unabhängiger von Importen zu werden.“
DI Thomas Gasser, MBA

Die Versorgungssicherheit mit Trinkwasser wird also langfristig gewährleistet. Was unternimmt die IKB hinsichtlich des Stromes?

Gasser: Die IKB erzeugt rund die Hälfte des Stroms, den sie an ihre Kundinnen und Kunden liefert, selbst. Wir investieren viel Geld, um diesen Anteil auszubauen und unabhängiger von Importen zu werden. Wir möchten einige Kleinwasserkraftwerke im Tiroler Zentralraum errichten, hier befinden wir uns jedoch noch in einem sehr frühen Stadium. Außerdem bauen wir die Zahl unserer Photovoltaikanlagen kräftig aus. Wir prüfen auch, ob es geeignete Standorte für Windkraftwerke gibt. Die Voraussetzung für Windkraft ist jedoch ein möglichst gleichmäßiger Wind, während es gerade im Raum Innsbruck oft kräftige Föhnstürme gibt, denen eine tagelange Flaute folgt. Wir werden sehen, ob sich Windkraft in Tirol wirtschaftlich darstellen lässt.

2022 war es sehr trocken, möglicherweise aufgrund der globalen Erwärmung. Sie bauen dennoch die Wasserkraft aus?

Gasser: Trockenjahre gab es immer wieder. Wir vermuten, dass die – unbestreitbare – Erwärmung in den Alpen sogar zu mehr Niederschlag führt und nicht zu weniger. Denn eine wärmere Atmosphäre kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Der Klimawandel bedeutet also kein Aus der Wasserkraft.

Was planen Sie für das Jahr 2023?

Müller: Ein sehr wichtiges Projekt ist der interne Werteprozess, den wir 2022 gestartet haben und den wir nun weiter vorantreiben. Wir wollen gemeinsam mit allen Beschäftigten eine Unternehmenskultur und ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem jede und jeder mit Freude arbeitet. Das ist gerade in Zeiten eines angespannten Arbeitsmarkts ein zentraler Schlüssel für Unternehmen, um langfristig erfolgreich zu sein.