Barrierefreiheit im Hallenbad Olympisches Dorf

So barrierefrei sind die IKB-Bäder

Können wirklich alle Menschen die Bäder der IKB problemlos nutzen? Der Vorsitzende des Behindertenbeirats Werner Pfeifer und IKB-Geschäftsbereichsleiter Mag. Ulrich Mayerhofer diskutieren die Barrierefreiheit der Schwimmanlagen und Saunen.

Rund 15 Prozent der österreichischen Bevölkerung sind behindert. Genauer gesagt: Sie werden behindert. Menschen, die gehörlos, sehbehindert oder chronisch krank sind, die im Rollstuhl sitzen und viele andere mehr: Sie alle stoßen in ihrer Umgebung auf Barrieren, die ihre Teilhabe am Leben einschränken. Die IKB hat zahlreiche Maßnahmen ergriffen, damit ihre Bäder möglichst wenige solcher Barrieren aufweisen. Damit also wirkliche alle Menschen in Innsbruck ohne größere Probleme schwimmen und saunieren gehen können. Geschäftsbereichsleiter Mag. Ulrich Mayerhofer hat Werner Pfeifer, den Vorsitzenden des Behindertenbeirats der Stadt Innsbruck, eingeladen, die Situation und die weitere Entwicklung zu diskutieren.

Herr Pfeifer, sind die Bäder der IKB für alle Menschen problemlos nutzbar?

Werner Pfeifer: Ich gehe sehr gerne ins Schwimmbad, aber ich kenne nicht sämtliche Innsbrucker Bäder im Detail. Ich habe daher mit mehreren Personen gesprochen, und mit wenigen Ausnahmen waren alle zufrieden. Was ebenfalls wertvoll ist: Die Zusammenarbeit von Behinderten mit dem Unternehmen funktioniert sehr gut. Wenn wo ein Problem auftaucht, kann man es meist auch lösen. Das Wichtige ist, dass man im Gespräch bleibt.

Herr Mayerhofer, wie beurteilen Sie die Barrierefreiheit der IKB-Bäder?

Mag. Ulrich Mayerhofer: Die Bäder der IKB sind keine Neubauten und teilweise 100 Jahre alt. Damals hat niemand über Barrierefreiheit nachgedacht. Wir mussten daher diese alten Anlagen nachrüsten. Heute sind unsere Bäder weitgehend barrierefrei. Ein besonderes Anliegen war uns das Hallenbad Höttinger Au, da dieses gerne von Schülerinnen und Schülern der nahegelegenen Volks- und Sonderschule „am Inn“ besucht wird. Das Bad ist – wie auch die Hallenbäder Olympisches Dorf und Amraser Straße – mit einem Beckenlift ausgestattet, damit Menschen mit eingeschränkter Mobilität leicht in den Pool gelangen können. Außerdem gibt es Treppenlifte oder Rampen sowie eigene Rollstühle für den Nassbereich, schließlich darf man die Bäder nicht mit Straßenschuhen betreten. Daher muss man auch den Straßenrollstuhl wechseln oder desinfizieren.

Barrierefreiheit im Hallenbad Olympisches Dorf:

Neben den Hallenbädern betreibt die IKB auch Bäder im Freien. Wie ist es hier um die Barrierefreiheit bestellt?

Mayerhofer: Im Freibad Tivoli wurde der Zugang zu den Garderoben und den Schwimmbecken bereits bei der Errichtung im Jahr 1961 barrierefrei gestaltet. Beim Baggersee Roßau war ein Beckenlift aus technischen Gründen nicht möglich, daher haben wir 2021 eine spezielle Behindertenrutsche errichtet. Die ist jedoch nur für sehr sportliche Menschen geeignet. Für die Badesaison 2022 haben wir zusätzlich einen speziellen Rollstuhl mit breiten Reifen angeschafft, mit dem man über das unbefestigte Ufer direkt in das Wasser fahren kann. Manche kennen sie vielleicht von Stränden an der italienischen Adria.

„Unsere Innsbrucker Bäder sind teilweise 100 Jahre alt und mussten nachgerüstet werden. Heute sind sie weitgehend barrierefrei.“

Mag. Ulrich Mayerhofer

Was ist noch zu tun?

Mayerhofer: Es ist an unterschiedlichen Stellen noch Luft nach oben. Zum Beispiel haben wir im Hallenbad Höttinger Au noch keine eigenen Duschen für Behinderte. Auch die WC-Anlagen sind nicht behindertengerecht ausgestattet. Die Adaptierung haben wir bis 2024 fix eingeplant. Wir wollen außerdem in allen Bädern taktile Leitsysteme für Sehbehinderte schaffen. Wir sind auch gerade dabei, spezielle Rollstühle für die Saunen anzuschaffen, die kein blankes Metall aufweisen. Metallteile werden nämlich in der Sauna sehr heiß, und man kann sich leicht verbrennen.

Wo stößt die Barrierefreiheit an Grenzen?

Mayerhofer: Zum Beispiel im Dampfbad Salurner Straße. Das stammt aus dem Jahr 1927, hat viele Treppen und steht unter Denkmalschutz. Hier gibt es für Sehbehinderte im Eingangsbereich ein taktiles Leitsystem sowie eine Personalrufanlage. Andere Maßnahmen für Barrierefreiheit wären aber nicht mit einem vernünftigen Aufwand zu bewerkstelligen. Solche Ausnahmen sind auch gesetzlich geregelt. Wir bitten Betroffene daher, eine unserer drei anderen Saunaanlagen zu benutzen, die barrierefrei sind.

Pfeifer: Das Thema Denkmalschutz wird in der Szene heftig diskutiert. Ist Denkmalschutz wichtiger als Menschenschutz? Aber es stimmt, dass man nicht alles hundertprozentig barrierefrei machen kann. Manche Maßnahmen wären einfach irrational teuer.

Wo sehen Sie konkreten Verbesserungsbedarf bei den Bädern?

Pfeifer: Es geht oft um Kleinigkeiten. Ich selbst zum Beispiel bin Rheumatiker. Das bedeutet: Ich kann nur schwimmen gehen, wenn das Wasser mindestens 26 Grad warm ist. Die Information über die Wassertemperatur findet man aber nur auf der Website des Hallenbades Höttinger Au, auf den anderen nicht.

Mayerhofer: Danke für die Information. Das werden wir gleich ändern.

Pfeifer: Das ist eine Kleinigkeit, die man zum Glück leicht lösen kann. Aber für die Betroffenen ist es sehr ärgerlich und hält sie möglicherweise davon ab, das Hallenbad zu besuchen. Wobei mir klar ist: Gesunde Menschen können nicht den ganzen Tag darüber nachdenken, welche Einschränkungen andere vielleicht vorfinden. Es gibt so viele verschiedene Gruppen von Menschen mit verschiedenen Problemen, die verschiedene Lösungen benötigen. Die Betroffenen haben auch eine Holschuld, sie müssen sagen, was ihnen fehlt. Wofür ich dankbar bin: Wenn ich ein Problem – wie die fehlende Information über die Wassertemperatur – anspreche, wird das wirklich ernst genommen und nach einer Lösung gesucht.

Tickets für Menschen mit Behinderung

Menschen mit Behinderung erhalten für die Bäder der IKB einen ermäßigten Eintrittstarif. Begleitpersonen haben freien Eintritt. Bis vor wenigen Jahren mussten Begleitpersonen eine Erklärung unterschreiben, dass sie eine erhöhte Verantwortung übernehmen. Diese Regelung hat die IKB mittlerweile – auf Empfehlung des Behindertenbeirats – abgeschafft, um eine weitere Barriere abzubauen.

„Heute wird man als Mensch mit Behinderung nicht mehr komisch angeschaut, wenn man ins Schwimmbad geht.“

Werner Pfeifer

Nehmen Sie generell eine Verbesserung in Sachen Barrierefreiheit wahr?

Pfeifer: In den vergangenen 20 Jahren ist sehr viel passiert. Zumindest in Innsbruck ist es heute selbstverständlich, dass es bei öffentlichen Gebäuden eine Rampe gibt. Diskussionen wie vor 30 Jahren, ob das wirklich nötig ist, gibt es nicht mehr. Wichtig ist auch die persönliche Ebene der Barrierefreiheit: Heute wird man als Mensch mit Behinderung nicht mehr komisch angeschaut, wenn man ins Schwimmbad geht. Früher war ein Besuch im Schwimmbad hingegen ein Spießrutenlauf. Was besonders schade war, denn die Bewegung im Wasser ist gerade für viele Behinderte gesundheitlich sehr wichtig.

Wie sieht es denn mit der Barrierefreiheit für Menschen mit psychischen Belastungen aus?

Pfeifer: Das wird immer mehr zum Thema. Diese Leute leiden unter vielen Diskriminierungen, über die andere oft gar nicht nachdenken. Hier sind noch viele Fragen zu klären, angefangen von einer Definition bis zu konkreten Lösungen. Hier ist noch viel Arbeit zu tun, da das Thema erst seit Kurzem wirklich wahrgenommen wird.

Maßnahmen für Barrierefreiheit in den IKB-Bädern

  • Personalrufanlage und taktiles Leitsystem für Sehbehinderte im Eingangsbereich
  • Aufgrund des denkmalgeschützten Gebäudes keine weiteren Umbauten möglich
  • Treppenlift in die Garderobe und die Schwimmhalle
  • Barrierefrei zugängliches Schwimmbecken mit speziellem I-swim-Rollstuhl
  • Eine eigene Sanitäranlage für Behinderte wird 2024 errichtet
  • Außenrampe mit Türöffner
  • Taktiles Leitsystem für Sehbehinderte im Eingangsbereich (wird weiter ausgebaut)
  • Barrierefrei zugängliches Schwimmbecken mit Beckenlift
  • Barrierefrei zugängliche Saunaanlagen
  • Außenrampe mit Türöffner
  • Eigene Garderobe und Sanitäranlage für Behinderte
  • Lift zur Dachterrasse
  • Taktiles Leitsystem für Sehbehinderte im Eingangsbereich (wird weiter ausgebaut)
  • Barrierefrei zugängliches Schwimmbecken mit Beckenlift
  • Behindertenlift von der Schwimmhalle zu den Saunaanlagen
  • Eigene Garderobe und Sanitäranlage für Behinderte
  • Außenrampe mit Türöffner
  • Taktiles Leitsystem für Sehbehinderte im Eingangsbereich (wird weiter ausgebaut)
  • Barrierefreier Zugang zu den Garderoben und den Schwimmbecken
  • Barrierefrei zugängliches Schwimmbecken
  • Außenrampe zur Gastronomie
  • Behindertengerechte Garderoben und Sanitäranlagen
  • Behindertenrutsche für den Zugang in den See
  • Outdoor-Rollstuhl für den direkten Transport ins Wasser
  • Behindertengerechte Sanitäranlagen

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