„Wir gehen mit den Kindern zum Mühlauer Fuchsloch: Dort gibt es einen Teich, einen Bach, Wiesen und Wald – perfekt, um das Wasser hautnah zu erleben.“
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Um das Innsbrucker Trinkwasser hautnah zu erleben, hat die IKB auch 2022 wieder rund 500 Volksschulkinder mit unserem Wasserschatz vertraut gemacht. In einem Schulprojekt gemeinsam mit dem Verein natopia erforschen die jungen Innsbrucker:innen unser wertvolles Gut.
Seit 2019 sind Innsbrucker Volksschulkinder beim Mühlauer Fuchsloch und an anderen Orten in Innsbruck unterwegs und erforschen dort unser wertvollstes Gut: das Innsbrucker Wasser. Was die Kinder dabei lernen und warum das für die Bewusstseinsbildung wichtig ist, erklärt Verena Retter, naturpädagogische Leitung des Vereins natopia.
Beim Schulprojekt „Unser Innsbrucker Wasser“ erleben Volksschulkinder aus Innsbruck und Umgebung das Wasser auf eine spielerische und forschende Weise. Was heißt das genau?
Verena Retter: Unsere Naturpädagog:innen zeigen den Kindern jedes Jahr in ihrer Volksschulzeit ein neues Thema rund um das Wasser. Das passiert aber nicht nur im Klassenzimmer, sondern vor allem draußen in der Natur. Wir gehen mit ihnen zum Mühlauer Fuchsloch: Dort gibt es einen Teich, einen Bach, Wiesen und Wald – perfekt, um das Wasser hautnah zu erleben. Wir merken auch, wie sehr sie unser Trinkwasser, das ja direkt aus dem Berg kommt, zu schätzen lernen. Jedes Kind ist vier Jahre lang dabei und erweitert sein Wissen über das Wasser immer weiter: Am Anfang sind es einfachere Experimente, am Schluss stellen sie ihre eigene Forschungsfrage.
Das klingt spannend und abenteuerlich. Welches Ziel wird mit dem Schulprojekt verfolgt?
Retter: Wir möchten den Schulkindern zeigen, was alles in unserem Trinkwasser steckt und wie besonders es ist. Aber auch, was zum Wasser überhaupt alles dazu gehört. Sie lernen zum Beispiel mehr über die Wasserbewohner und die Pflanzen, die an den Flüssen und Bächen wachsen. Ein Thema ist auch, wie aus dem Trinkwasser Strom gewonnen werden kann. Dabei ist mir persönlich wichtig, dass all das spielerisch, altersgerecht, mit Spaß und gutem Hintergrundwissen passiert. Wasser ist für uns Menschen wichtig, aber auch für alle Lebewesen, die bei uns in der Natur leben – Tiere, Pflanzen und andere Organismen, die wiederum unser Überleben sichern. Es ist also einfach ein sehr kostbares Gut.
Was machen die Kinder selbst und was macht ihnen besonders Spaß?
Retter: Die Wasserexperimente kommen in der ersten Klasse extrem gut an. Sie testen zum Beispiel die Oberflächenspannung oder nützen Wasser, um Farben in ihre Einzelfarben aufzutrennen. Dabei entstehen schöne Kunstwerke, und es macht ihnen Spaß. In der zweiten Klasse besuchen sie das Trinkwasserkraftwerk, das immer wieder beeindruckt, und sie kommen im Fuchsloch mit den Wasserbewohnern in Kontakt. Selbst im Bach nach Wasserinsekten zu suchen – das haben viele vorher noch nie gemacht. Begeistert sind sie vor allem dann, wenn sie wirklich „das kleine Wassermonster“, die Eintagsfliegenlarve, finden.
„Wir gehen mit den Kindern zum Mühlauer Fuchsloch: Dort gibt es einen Teich, einen Bach, Wiesen und Wald – perfekt, um das Wasser hautnah zu erleben.“
Und die älteren Kinder?
Retter: In der dritten Klasse bauen sie die Wasserversorgung aus verschiedenen Ländern nach. Die Kinder legen Leitungen und nützen das Gefälle im Gelände, wie das auch bei der Versorgung von Innsbruck oder Wien der Fall ist. Sie treiben ein kleines Kraftwerk an und reinigen schmutziges Wasser mit selbst gebauten Filtern. Wir zeigen ihnen aber auch, dass es anderswo ganz anders abläuft: Am Bodensee muss das Wasser zum Beispiel gepumpt werden, bei uns pumpen es die Kinder aus dem Teich im Fuchsloch. In vielen Ländern ist wiederum wahrer Körpereinsatz gefragt. Natürlich schleppen die Kinder bei uns keine Wasserkübel über weite Strecken wie etwa in Afrika. Aber wir füllen die Kübel gemeinsam voll und zeigen, wie schwer es sein kann, Trinkwasser zu gewinnen und zu transportieren.
Am Schluss werden die Kinder dann zu Wasserprofis?
Retter: Ja, wirklich! In der vierten Klasse forschen die Kinder eigenständig, entwickeln selbst Forschungsfragen und liefern oft erstaunliche Ergebnisse, auf die sie stolz sind. Dabei ist uns wichtig, dass sie die Methoden der Wissenschaft auf einfache Weise kennenlernen und dabei auch Vertrauen zur Wissenschaft aufbauen können.
Eine Rose trinkt rund 50 Milliliter Wasser pro Tag. Die Kinder erforschten auch, wie viel Wasser verschiedene Pflanzen enthalten. Dabei stellte sich heraus, dass eine Rose 75 Prozent, eine Gerberea 88 Prozent und eine Sukkulente sogar 91 Prozent Wasser enthielt.
Wassertiere sind besonders geschickt: Sie saugen und klammern sich an Steine fest oder nutzen ihre flache, platte Körperform, um die Strömung um sie herum zu leiten.
Wenn es regnet oder schneit, sickert das Wasser in den Boden hinein. Auf der Nordkette landet es dann schnell im Gestein. Das Wasser fließt dann rund zehn Jahre, bis es durch die Felsen durchgesickert ist. Das Praktische: Dabei wird es gereinigt und nimmt Mineralien auf. Aus dem Gestein holt es die IKB heraus und liefert es über unterirdische Leitungen bis in die Haushalte – dabei wird es bis zu 7,5 km/h schnell. Unten angekommen fließt es quellfrisch aus dem Wasserhahn.
Im weißen Sonnenlicht verstecken sich eigentlich viele verschiedene Farben. Wenn es auf Wasser trifft, dringt ein Teil davon ins Wasser ein. Sind die Sonnenstrahlen erst einmal „abgetaucht“, werden sie von den Wasserteilchen geschluckt oder das Sonnenlicht verteilt sich. Die einzelnen Farbanteile verbreiten sich aber ganz unterschiedlich. Das rote Licht der Sonnenstrahlen wird zum Beispiel am schnellsten vom Wasser geschluckt, blaues Licht wird auch im tieferen Wasser noch verteilt und von uns wahrgenommen. Darum haben das Meer und viele Seen meist eine blaue Farbe. Ist das Wasser sehr klar und tief, sieht das Blau besonders intensiv aus.
Wer das Wasser aus Bächen oder Seen trinken will, sollte vorsichtig sein. Es kann sein, dass es auf seinem Weg irgendwo verschmutzt wurde. Vielleicht war vorher zum Beispiel ein Tier im Bach schwimmen. Dann haben sich Bakterien angesammelt, und man sollte es nicht trinken. Wichtig ist, sich immer Gedanken zu machen, wo das Wasser heraussprudelt und wie die Umgebung ist. Je näher man sich am „Ursprung“ befindet, zum Beispiel beim Wandern am Berg, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Wasser verunreinigt wurde.
Jedes Jahr haben fünf neue Klassen aus unterschiedlichen Schulen die Chance, an der Workshopreihe teilzunehmen. Die Innsbrucker Volksschulen werden jeweils zu Projektbeginn informiert.
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