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Digitalisierung: „Riesenchance für ländliche Region“
IKB-Nachhaltigkeitsbeirat Johannes Ortner sieht gute Zeiten für ländliche Gemeinden. Aber nur, wenn diese ihre Hausaufgaben machen.
Die IKB unterstützt Gemeinden wie etwa Mieders im Stubaital bei der Entwicklung zum „Smart Village“. Wie beeinflusst diese Digitalisierung die wirtschaftlichen Perspektiven für ländliche Gemeinden in Tirol?
Mag. Dr. Johannes Ortner: Die ländliche Region hat von Haus aus gewisse Nachteile, weil hier längere Wege zurückzulegen sind. In der Stadt ist im Prinzip alles ums Eck. Dafür wartet das Land mit einem höheren Freizeitwert auf, man kann leichter einen eigenen Garten haben, ich kann auf meinem Hausdach Solarpaneele installieren. In den vergangenen Jahren ist der ländliche Raum in Tirol noch einmal attraktiver geworden, weil sowohl der öffentliche Verkehr als auch Glasfaser-Internetverbindungen ausgebaut wurden.
Wie wirken sich die Veränderungen in der Arbeitswelt auf ländliche Gemeinden aus?
Ortner: Seit der Covid-19-Pandemie ist auch in Tirol die Arbeit deutlich mobiler geworden. Diese Entwicklung ist eine Riesenchance für eine Dezentralisierung, für ländliche Regionen, da wir gelernt haben, dass wir viele Berufe von beinahe überall ausüben können. Von der neuen Arbeitswelt kann daher vor allem der nicht-urbane Raum sehr profitieren. Es sind gute Zeiten für die ländliche Region – auch beim Thema leistbares Wohnen. Aber nur, wenn die Gemeinden auch ihre Hausaufgaben machen.
Mag. Dr. Johannes Ortner
Welche Hausaufgaben meinen Sie?
Ortner: Die Gemeinden müssen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Menschen die Chancen der Digitalisierung nutzen können, – und damit einen etwaigen Zuzug ermöglichen. Das heißt vor allem: Die Internetverbindungen müssen zuverlässig und schnell sein. Hier dürfen Gemeinden nicht am falschen Eck sparen, sonst verschlafen sie die Entwicklung. Die Versorgung mit High-Speed-Internet ist heute genauso wichtig wie jene mit elektrischer Energie oder wie der Anschluss ans Abwasserkanalnetz.
Das kostet viel Geld. Wer soll das bezahlen?
Ortner: Die Gemeinde muss nicht unbedingt alles allein machen. Im Bereich der Infrastrukturinvestitionen übernimmt oftmals die öffentliche Hand mit der Breitbandförderung den Großteil der Kosten. Internetanbieter – wie etwa auch die IKB – realisieren dann ihre Dienste in diesen geförderten Gemeindenetzen. Dadurch wird auch die sogenannte letzte Meile rentabel. Auch Contracting-Modelle, bei denen etwa die IKB in Photovoltaik- oder Heizanlagen investiert, können für eine Gemeinde finanziell attraktiv sein. Im Westen Österreichs hat sich ein interessantes Genossenschaftsmodell etabliert, bei dem sich etwa eine Regionalbank, die ebenfalls ein Interesse an der wirtschaftlichen Entwicklung der Region hat, mit der Gemeinde zusammentut. In Vorarlberg und in Tirol gibt es bereits einige solcher Projekt- und Strukturentwicklungs-Genossenschaften, die gemeinsam eine langfristige Entwicklungsstrategie planen und umsetzen. Neben der Infrastrukturerschließung geht es vor allem um Flächensicherung. So eine Genossenschaft kann etwa Grundstücke kaufen, erschließen und dann an interessierte Haushalte oder Unternehmen verkaufen. Ohne Grundstückreserven gibt es auch keine Entwicklung.
Sollen Gemeinden zu einem „Smart Village“ werden?
Ortner: Die Digitalisierung des Gemeindebetriebes bietet ebenfalls große Chancen. Sie kann vieles einfacher, günstiger und auch ökologischer machen, weil etwa unnötige Fahrten eingespart werden. Gleichzeitig können neue Services entstehen, was mehr Convenience für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet.
Wie sehen Sie das zukünftige Zusammenspiel von Stadt und Land?
Ortner: Städte auf der einen Seite müssen sich weiterentwickeln und Anleihen am Land nehmen, grüner werden, zum Beispiel mit Ideen wie Urban Farming. Ländliche Gemeinden auf der anderen Seite müssen in gewisser Weise urbaner werden: mit toller Technologie und modernen Services. Ich glaube, dass urbane und ländliche Gebiete noch viel voneinander lernen können.
Klar und verständlich
Die Digitalisierung ermöglicht es vielen Arbeitnehmer:innen, von zuhause zu arbeiten. Dadurch wird das Leben auf dem Land noch attraktiver, weil man nun leichter für Unternehmen in der Stadt tätig sein kann. Die Gemeinden müssen jedoch für die nötige Infrastruktur sorgen, wie etwa schnelles Internet.
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