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Wasserkraft und Natur: „Respektvoller Umgang auf Augenhöhe“

Ein gutes Zusammenspiel von Wasserkraftwerken und Natur ist notwendig. IKB-Nachhaltigkeitsbeirat Johannes Kostenzer beschreibt, wie es aussehen kann und was Wasser mit dem Menschen macht.

Sie vertreten als Tiroler Umweltanwalt die Interessen der Natur, etwa bei Bewilligungsverfahren oder vor Gericht. Wie sehen Sie das Thema Wasserkraft?

Mag. Johannes Kostenzer: Ein Wasserkraftwerk ist eine attraktive Form der Energiegewinnung, das ist ganz klar. Und wir brauchen auch in Zukunft eher mehr Strom als weniger. Gleichzeitig bedeutet jeder bauliche Eingriff eine Schwächung meiner Mandantin, der Natur. Die Umweltanwaltschaft und die IKB haben also naturgemäß unterschiedliche Zielsetzungen. Ich finde es sehr positiv, dass sich die IKB auch mit kritischen Sichtweisen auseinandersetzt und sich ihrer Verantwortung stellt, das spricht für sie.

Mag. Johannes Kostenzer

Mag. Johannes Kostenzer leitet seit 16 Jahren die Umweltanwaltschaft Tirol. Der studierte Biologe engagiert sich ehrenamtlich im Nachhaltigkeitsbeirat der IKB. Der Beirat berät seit 2022 den IKB-Vorstand bzw. das IKB-Nachhaltigkeitsmanagement.

Inwiefern belastet ein Wasserkraftwerk die Natur?

Kostenzner: Es ist ein Eingriff in den Lebensraum Fließgewässer. Als Lebewesen, die in und von der Luft leben, tun wir uns schwer damit zu verstehen, was das für im Wasser lebende Lebewesen bedeutet. Wir reduzieren deutlich ihre Möglichkeiten des Überlebens. Durch die Entnahme des Wassers verändern wir außerdem viele andere Faktoren, sie verändert die Auwälder, beeinträchtigt das Interstitial, ein mit Wasser gefülltes Hohlraumsystem im Untergrund, wo ebenfalls viele Lebewesen zuhause sind. Und es gibt eine landschaftliche Verschlechterung.

Inwiefern eine landschaftliche Verschlechterung?

Kostenzer: Aus der Psychologie wissen wir, dass die Beziehung zwischen Mensch und Wasser extrem wichtig für das Wohlbefinden ist. Frühkindliche positive Erfahrungen haben fast immer mit Wasser zu tun. Ein Wanderweg, der an einem Bach entlang führt, wird viel mehr begangen als ein Weg durch den Wald. Heute gibt es in Tirol fast keinen Bach mehr, der kein Kraftwerk aufweist. Da entsteht eine Entfremdung mit den gestalterischen Kräften unserer Natur. Bäche haben schließlich unsere Täler geprägt.

Wie sieht ein gutes Zusammenspiel von Wasserkraft und Natur aus?

Kostenzer: Wichtig sind das „gewusst wo“ und das „gewusst wie“. Ersteres bedeutet, dass besonders schutzwürdige Gewässerstrecken unberührt bleiben. Auch das „gewusst wie“ ist mit dem Stand der heutigen Technik kein Hexenwerk. Dort, wo Wasser in Richtung Turbine abgeleitet wird, fließt weniger Wasser im Bach. Wichtig ist, dass diese Gewässerstrecke trotzdem einem natürlichen Abfluss ähnelt. Man ahmt also an dieser Stelle einen kleineren Bach nach, auch mit dem entsprechenden jahreszeitlichen Rhythmus, an den die Tiere gewohnt sind. So benötigen etwa Fische in der Laichzeit eine gewisse Wassertiefe.

Warum kann das in der Praxis trotzdem schwierig sein?

Kostenzer: Weil es zwei unterschiedliche Perspektiven gibt. Aus der ökologischen Sicht wäre es optimal, überhaupt kein Kraftwerk zu haben. Aus der technisch-wirtschaftlichen Sicht geht es darum, effizient zu sein und möglichst viel Energie herauszuholen. Wir brauchen also eine multifaktorielle Betrachtung. Die wirtschaftlich optimale Lösung allein ist nicht vertretbar.

Die IKB hat rund um ihre Kraftwerke Fischaufstiegshilfen errichtet, sie achtet auf fischpassierbare Flussbette und darauf, dass die Restwasserstrecken auch im Winter genügend Wasser führen.

Kostenzer: Die IKB tut in der Tat viel, und auch bei anderen Betreibern von Kraftwerken sehe ich mittlerweile einen respektvolleren Umgang. Wir brauchen einen Umgang mit diesen wichtigen landschaftsgestaltenden Lebensräumen auf Augenhöhe. Das ist kein Geschenk an nichtmenschliche Lebensformen, sondern an künftige Generationen von Menschen. Beim Naturschutz geht es nicht darum, dass sich die Wildnis ausbreitet, sondern dass wir die Lebensqualität für unsere Kinder und Kindeskinder bewahren.

Klar und verständlich

Wasserkraft ist eine saubere Form der Energieerzeugung. Trotzdem hat sie Auswirkungen auf Flüsse und ihre Lebewesen wie etwa Fische. Kraftwerksbetreiber:innen wie die IKB müssen daher darauf achten, die Natur möglichst wenig zu beeinflussen. Wichtig ist etwa, dass ausreichend Wasser im Flussbett verbleibt.

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